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Die Forstverwaltung des Landes Brandenburg führt derzeit ein sog. Bleifreimonitoring durch. Aufgrund eines Erlasses von Januar 2005 darf in den Landesforsten mit wenigen Ausnahmen nur noch bleifreie Jagdmunition verwendet werden. Die Abschüsse werden dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet.
Abb. 1: Anfertigen einer Thoraxaufnahme eines Damhirsches
In diesem Zusammenhang fertigen wir Röntgenaufnahmen erlegter Wildtiere an. Vorwiegend werden Rehe, Wildschweine sowie Rot- und Damwild geröntgt (s. Abb. 1 – 4). Dazu verfügt das IZW über ein mobiles Röntgengerät mit einem digitalen Speicherfoliensystem. In drei der sechs teilnehmenden Brandenburger Oberförstereien sowie beim NABU wird nur bleifreie Munition verwendet, während in den anderen Oberförstereien die Geschoßwahl den Schützen überlassen bleibt (Kontrollgruppe). Auch Tiere aus Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden in die Studie miteinbezogen.
Ausgewählte Tiere untersuchen wir computertomographisch (s. Abb. 5 - 8) sowie in einer Sektion. Zur Auswertung stehen auch Daten aus einem vom Jäger ausgefüllten Bericht zur Verfügung (verwendete Munition, Schussentfernung, Verhalten des Tieres vor und nach dem Schuss etc.). Dies alles erlaubt die Dokumentation der Geschosswirkung auf den Tierkörper und eine Einordnung der Tötungswirkung. Der Schusskanal kann verfolgt und das Ausmaß der Gewebezerstörung ermittelt werden. Die bildgebenden Verfahren liefern gute Aussagen über eine eventuelle Fragmentierung des Geschosses. Anzahl und Verteilung vorhandener Splitter können festgehalten werden.
Abb. 4: Röntgenbild eines Rehs (18,6 kg), Brustkorb seitlich
Geschoss: Barnes XLC; Patrone: 8 x 57, industriell geladen (Sellier & Bellot)
keine Splitter
Mittels Mazeration (Zersetzung von Gewebe durch Fäulnis oder Enzymwirkung) ist es möglich, die Geschossreste aus dem Gewebe zu isolieren. Ein anschließender Vergleich der Splittermasse mit der Ursprungsmasse des Projektils gibt Auskunft darüber, welcher Anteil des Geschosses im Tier bzw. im Aufbruch verblieben ist und wie viel Material somit gegebenenfalls von Aasfressern hätte aufgenommen werden können.
Abb. 5 (Film): 3D-Rekonstruktion eines Rehs (15 kg) anhand von CT-Daten, erlegt mit Lapua Naturalis (.30-06 Sprgf., industriell geladen)
Rippenfrakturen, keine Geschossfragmente
Um das zielballistische Verhalten der Geschosse unter kontrollierten Bedingungen zu simulieren, ist in Kooperation mit der Deutschen Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen e. V. (DEVA) der Beschuss von ballistischer Seife geplant. Die DEVA wird auch die Auswirkungen der Alternativmaterialien auf die Waffe untersuchen. So ist unter anderem abzuklären, ob die bleifreien Geschosse durch verstärkte Ablagerungen im Lauf die Schusspräzision negativ beeinflussen und ob sie in Läufen mit Polygonprofil zu einem unzulässig hohen Gasdruck und damit zu einer Gefährdung des Schützen führen.
Bezüglich der Giftigkeit von Alternativmaterialien wie Kupfer und Zink findet eine umfangreiche Literaturrecherche statt. Von Interesse ist hierbei sowohl die Toxizität für Beutegreifer und Aasfresser als auch die Auswirkungen eines verstärkten Eintrags in das Ökosystem.
Abb. 2: Röntgenbild eines Rehs (13,5 kg), Brustkorb seitlich
Geschoss: RWS Doppelkern; Patrone: 9,3 x 62, industriell geladen
Fraktur des Brustbeins und eines Oberarmknochens, Vorfall von Vormagenanteilen in den Brustkorb, zahlreiche Geschossfragmente sichtbar
Abb. 3: Röntgenbild eines Damhirsch-Aufbruchs. Das Tier (34,9 kg) wurde mit einem Teilmantelgeschoss von Geco erlegt (Patrone: 8 x 57 IRS, industriell geladen).
Geschossfragmente v. a. im Magen-Darm-Trakt
Abb. 6: 3D-Rekonstruktion eines Wildschweins (50 kg) anhand von CT-Daten, Brustkorb und Vordergliedmaßen
Das Tier wurde durch einen Kammerschuss getötet (.308 Win mit Lapua Naturalis, industriell geladen), von diesem stammen der Durchschuss des linken Schulterblattes (Einschuss) und die Rippenfrakturen auf der rechten Körperseite (Ausschuss). Das Tier wies noch eine zweite, deutlich ältere Schussverletzung am linken Vorderbein auf (offene Trümmerfraktur des Oberarms). Zwischen den Knochensplittern befinden sich auch viele Geschossreste (etwas heller als der Knochen), dies lässt auf die Verwendung eines Teilmantelgeschosses schließen.
Abb. 7: Wildschwein aus Abb. 6, nur linke Seite
Abb. 8: Wildschwein aus Abb. 6, nur rechte Seite (Teil der linken Vordergliedmaße in der rechten unteren Bildecke sichtbar)