Bleivergiftungen bei Seeadlern:
Kommunikation von Forschungsergebnissen als Grundlage für gesellschaftliche Meinungsbildung

Die Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU) befasst sich im Rahmen dieses Projekts zum einen mit der Analyse des Informationsstandes der Jägerschaft in mehreren Bundesländern sowie mit der Identifizierung möglicher Konfliktlinien, die einer Lösung der Bleiproblematik im Wege stehen. Zum anderen ist die FFU aktiv mit der Vermittlung von Forschungsergebnissen an unterschiedliche Akteure („Stakeholder“) befasst. Die wichtigsten Ansprechpartner sind Jäger, Förster, Munitionshersteller, Waldbesitzer und Naturschützer sowie die interessierte Öffentlichkeit.

Vorgehen

Grundlage ist eine Konfliktanalyse, die sich auf bisher bekannte Veröffentlichungen, Dokumente und Stellungnahmen sowie Interviews der beteiligten gesellschaftlichen Akteure stützt. Pro- und Contra-Argumente einer Umstellung auf bleifreie Munition werden bilanziert. Die Situation in Deutschland wird dabei in einen Kontext mit ausländischen Erfahrungen zur Bleivergiftung von Greifvögeln sowie internationalen Ansätzen des Managements von Naturschutzkonflikten gestellt.

Bestandteil der Konfliktanalyse ist eine Diskursanalyse, die versucht, Meinungsbildungsprozesse der wichtigsten Stakeholdergruppierungen während des Projektes zu erfassen und insbesondere Veränderungen in der Problemeinschätzung sowie bei der Problemlösung zu identifizieren. Soweit möglich, wird ergänzend die Diskussion in der Öffentlichkeit (Rundfunk, Fernsehen, Printmedien, Veranstaltungen) zur Bleivergiftung von Seeadlern respektive anderen Greifvögeln verfolgt. 

Gemeinsam mit der Projektleitung (IZW) werden sich aus der Konfliktanalyse ergebende Schlussfolgerungen für die Kommunikation des Verbund-Vorhabens erörtert. Dies betrifft vor allem die Strukturierung von insgesamt drei Fachgesprächen mit Vertretern gesellschaftlicher Verbände und staatlicher Einrichtungen sowie den Wissenstransfer in Form von Faltblättern oder einer Broschüre.

Während die Konfliktanalyse sich über das gesamte Spektrum der relevanten Akteure in diesem Themenfeld erstreckt, wird in einem weiteren Schritt die Jägerschaft stärker einbezogen.
Durch schriftliche Befragung unterschiedlicher Kreise der Jägerschaft in den Bundesländern Bayern, Berlin und Niedersachsen sowie mit Hilfe zweier Fachzeitschriften erfolgt eine Untersuchung zum Informationsstand und den Informationsquellen der Jäger hinsichtlich der Bleibelastung von Greifvögeln, die auch Vorstellungen zur Verringerung einer solchen Belastung abfragt.
Diese Informationsstandanalyse ist eng verbunden mit dem analytischen Forschungsschwerpunkt zur Informationsstruktur der Jägerschaft. Die eher politikwissenschaftliche Perspektive auf der Mesoebene (Informationsstruktur) wird durch die Erfassung des Informationsstandes bzw. der Informationsverwendung auf der Mikroebene ergänzt.

In Zusammenhang mit der genannten Informationsanalyse wird nach der Akzeptanz der wichtigsten Lösungsalternativen gefragt. Die Akzeptanzanalyse umfasst mit einer 8-stufigen Differenzierung das Meinungsspektrum von „Aktive Gegnerschaft“ bis „Zustimmung“ und  „Engagement“.

Das erwartete Ergebnis ist schließlich auch für die projektübergreifende Fragestellung interessant, inwiefern Umweltaspekte in das Handeln wichtiger gesellschaftlicher Akteure eines Politikfeldes einfließen können – im vorliegenden Fall aus politikwissenschaftlicher und nicht umweltpädagogischer Perspektive. Zumal sich die bislang sehr fachwissenschaftliche Diskussion um die Integration von Umweltaspekten (‚Environmental Policy Integration’) im Sinne des EU-Cardiff-Prozesses vorwiegend auf Ressortpolitiken, respektive das politische System eines Landes konzentriert hat.

Ziel ist es, im Rahmen einer dialogorientierten Forschung eine beispielhafte Problemlösungsstrategie für Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessenvertretern zu entwickeln. Im Erfolgsfall finden die beteiligten Gruppierungen einen Konsens, der staatliche Vorgaben oder gesetzliche Regelungen erübrigt.

Verlauf und erste Ergebnisse

Am 26. März 2007 fand in Berlin ein erstes Fachgespräch statt. An dieser Auftaktveranstaltung nahmen Vertreter der Jägerschaft, von Waldbesitzerverbänden, der Munitionsindustrie, von Verbänden des Umwelt- und Vogelschutzes sowie staatlicher Stellen auf Bundes- bzw. Landesebene und das wissenschaftliche Team von IZW und FFU teil. Die Ergebnisse können Sie als PDF Datei erhalten: Dokumentation des I. Fachgesprächs

Am 5. Mai 2008 wurde vom Projektteam an der Freien Universität Berlin ein zweites Fachgespräch mit Vertretern unterschiedlicher gesellschaftlicher und staatlicher Organisationen durchgeführt, das sich mit dem Thema "Bleivergiftungen bei Greifvögeln - Neue Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten" befasste. Die Dokumentation als PDF Datei: Dokumentation des 2. Fachgesprächs

In der ersten Jahreshälfte 2008 wurde eine schriftliche Befragung unterschiedlicher Kreise der Jägerschaft durchgeführt, zum einen über die Landesjagdverbände Niedersachsen, Berlin und Bayern (hier zeigt sich eine ähnliche Problematik bei Steinadlern), zum anderen über Beilagen in Fachzeitschriften bzw. Mitteilungsblättern. Diese bundesweite Umfrageaktion hatte zum Ziel, den Informationsstand der Jäger zur Problematik sowie die Nutzung von Medien und anderen Informationskanälen zu ermitteln, um so Forschungsergebnisse besser und vor allem zielgerichteter aufarbeiten, vermitteln und verbreiten zu können. Neben einem Fragenkreis zum Bewusstseins- und Kenntnisstand sowie zur Akzeptanz bleifreier Munition wurden ebenso Lösungsvorschläge zur Verringerung der Bleibelastung sowie die bisherigen Erfahrungen mit bleifreier Munition erfragt. Gleichzeitig wurde den privaten Jägern eine Plattform zur Meinungsäußerung geboten, von der auch rege Gebrauch gemacht wurde. Die Umfrage hatte einen Rücklauf von 1.663 Bögen und ist mittlerweile abgeschlossen. Die Ergebnisse werden in absehbarer Zeit auch online verfügbar sein.

Ansprechpartner:

Dipl.-Verw.Wiss. Roland Zieschank
Dr. Petra Schuck-WersigForschungsstelle für Umweltpolitik

Freie Universität Berlin
Environmental Policy Research Centre
Department of Political and Social Sciences
Ihnestraße 22
14195 Berlin
Germany
Phone: ++49 (0)30 838 52253
Fax: ++49 (0)30 838 56685
Web: www.fu-berlin.de/ffu

 

Ansprechpartner:

Dipl.-Verw.Wiss. Roland Zieschank
Dr. Petra Schuck-Wersig

Forschungsstelle für Umweltpolitik
Freie Universität Berlin
Environmental Policy Research Centre
Department of Political and Social Sciences
Ihnestraße 22
14195 Berlin
Germany
Phone: ++49 (0)30 838 52253
Fax: ++49 (0)30 838 56685

Web: www.fu-berlin.de/ffu
Die Arbeitsschwerpunkte der FFU umfassen:

1. Eine Analyse möglicher Konfliktlinen im Zusammenhang mit einer Umstellung auf bleihaltige Jagdmunition.

2. Untersuchungen zum Informationsstand der Jägerschaft und zur Akzeptanz bleifreier Munition in mehreren Bundesländern.

3. Durchführung von konsensorientierten Fachveranstaltungen mit Vertretern der Jägerschaft, der Förster, Munitionsindustrie- und Handel sowie den Waldbesitzern und Naturschutzorganisationen.

4. Kommunikation von Forschungsergebnissen als Grundlage für die gesellschaftliche Meinungsbildung.